8 Jahreskreisfeste – das Rad der Zeit und wie es sich um uns und mit uns dreht

Der Jahreskreis, oder auch das Jahresrad („Wheel of the Year“), ist eine spirituelle Landkarte vieler alter Kulturen (wie zum Beispiel der Kelten und Wikinger) und auch inzwischen neuheidnischer Bewegungen. Es verbindet die Zyklen der Sonne und des Mondes mit den Rhythmen der Natur – Geburt, Wachstum, Ernte, Ruhe. 

Ich möchte dir gerne über die Mond- und Sonnenfeste etwas mehr erzählen. Doch dazu müsste man erst mal wissen, wann diese denn gefeiert werden:

  • Jul (21.12. – Wintersonnenwende)
  • Imbolc (2. Vollmond nach Jul)
  • Ostara (20.3. – Frühlingstag- und Nachtgleiche)
  • Beltane (5. Vollmond nach Jul)
  • Litha (21.6. – Sommersonnenwende)
  • Lughnasadh (8. Vollmond nach Jul)
  • Mason (22.9. – Herbsttag- und Nachtgleiche)
  • Samhain (11. Neumond nach Jul)

 

1. Jul / Wintersonnenwende (immer am 21.12.)

Datum & Bedeutung: am 21. Dezember ist die längste Nacht und der kürzeste Tag – nach dieser Nacht kehrt das Licht langsam zurück. 

Immergrüne Pflanzen wie Tanne, Fichte, Eibe und Mistel symbolisieren Beständigkeit im Winter; der Schnee ruht auf kahlen Bäumen, Tiere wie Reh oder Hase verlangsamen ihren Rhythmus.

Ritualideen:

  • Kerzen- oder Feuerlicht: Ein Winterlicht entzünden als Symbol für das zurückkehrende Licht.
  • Haus mit Tannenzweigen oder Stechpalme schmücken – Verbindung zur Natur im Dunkel.
  • Innere Einkehr: In der Ruhe der langen Nacht Rückschau auf das vergangene Jahr halten, Ausblick auf das kommende. Die beste Zeit für Rauhnachtsrituale und Räucherungen.

(Kirchlicher Bezug: In christlicher Tradition fällt rund um diese Zeit Weihnachten (25.12.) und Mariä Empfängnis (8.12.) – das Fest wirkt oft auf das Lichter-/Geburtsmotiv hin. Hier kann man eine Spiegelung sehen: Rückkehr des Lichtes bei Jul vs. Geburt Christi bei Weihnachten.)

 

2. Imbolc (2. Vollmond nach Jul)

Datum & Bedeutung: Ein Mond-basiertes Fest zwischen Winter und Frühling. Es markiert, dass das Licht stärker wird, das Erdreich sich regt und die ersten Lebenszeichen der Natur sichtbar werden. 

Schneeglöckchen, Krokusse, erste Knospen an Weidenruten; Vögel beginnen das Balzverhalten – der Winter hält Rückzug, neues Leben kündigt sich langsam an.

Ritualideen:

  • Kerzen anzünden (Feuer & Lichtsymbolik) – reinigen, neu beginnen.
  • Spaziergang in der Natur, bewusst erste Pflanzen wahrnehmen und danken.
  • Altes loslassen: symbolisch etwas „gehen lassen“, z. B. Zettel mit hinderlichen Gedanken verbrennen.

(Kirchlicher Bezug: In der christlichen Tradition fällt auf diesen Zeitraum etwa Lichtmess (2.2.). Imbolc und Lichtmess können gegenübergestellt werden: Reinigung, Licht, das zurückkehrt.)

 

3. Ostara / Frühlingstag- und Nachtgleiche (immer am 20.3.)

Datum & Bedeutung: Tag und Nacht sind gleich lang, das Licht nimmt weiter zu. Wachstum beginnt sichtbar. 

Erste grüne Triebe, Hasen und Kaninchen sind aktiv, Vögel bauen Nester, Insekten erwachen. Die Erde wird wieder lebendig und erwacht zu neuem Leben.

Ritualideen:

  • Saat oder Pflanzung symbolisch vornehmen (z. B. Kräutersaat im Topf) – Neubeginn.
  • Naturspaziergang mit achtsamer Wahrnehmung der Geburt neuer Formen.
  • Farbenfrohe Dekoration: z. B. Pastelltöne, frische Zweige, Blumen.

(Kirchlicher Bezug: In christlicher Tradition liegt zu dieser Zeit oft Ostern – Auferstehung, neues Leben. Die Parallele zur Natur-Auferstehung ist stark – allerdings unterschiedlich erklärt (religiös vs. natur-spirituell).

 

4. Beltane (5. Vollmond nach Jul)

Datum & Bedeutung: Ein Fest der Fruchtbarkeit, des Wachsens, gefeiert im Frühling und Wonnemonat Mai. 

Blumenwiesen „explodieren“ regelrecht in Form von leuchtenden Blüten des Löwenzahn, des Gänseblümchen und der Primel, Bienen und Schmetterlinge sind aktiv, die Tiere sind in voller Kraft.

Ritualideen:

  • Maibaum oder Blumenkranz binden; Bandtanz um einen Pfahl oder Baum symbolisiert Lebensspirale.
  • Hineinführen von Farbe und Lebendigkeit ins Zuhause: frische Blumen, Blütenkranz, Tanz.
  • Gemeinschaftliches Feuer oder Feuerritual zur Verbindung mit dem Element Feuer und Lebensenergie.

(Kirchlicher Bezug: Christi Himmelfahrt oder Mariä Heimsuchung können zeitlich nahe liegen – Themen von Verbindung Himmel-Erde, sind jedoch anders ausgerichtet.)

 

5. Litha / Sommersonnenwende (immer am 21.6.)

Datum & Bedeutung: Der längste Tag, die Kraft der Sonne ist am Höhepunkt; danach wendet sie sich langsam. 

Sommerwiesen voller Kräuter und Blüten (Johanniskraut, Löwenzahn, Gundermann, Brennessel, Schafgarbe, uvm.), Heuernte beginnt, Schmetterlinge schwirren, Rehe bei Dämmerung kreuzen den Weg.

Ritualideen:

  • Feuer oder Sonnensymbolik (z. B. Sonnenrad, gelbe/orange Kerzen) – das Licht feiern.
  • Meditation oder Spaziergang im frühen Abendlicht, bewusstes Atmen und erleben der Fülle.
  • Dankbarkeit: Eine kleine Ernte (z. B. Früchte, Kräuter) sammeln und teilen.

(Kirchlicher Bezug: In einigen christlichen Regionen sind Sommerfeste (z. B. Johannesfest) verknüpft mit Sonnenkraft. Der natur-spirituelle Blick hebt die direkte Verbindung mit der Sonne und Natur hervor.)

 

6. Lughnasadh (8. Vollmond nach Jul)

Datum & Bedeutung: Erstes Erntefest des Sommers – Ernte von Getreide, Früchten; Übergang in die Herbstphase. 

Gerste, Weizen, frühe Ähren; Vögel sammeln Vorrat; Insekten- und Schmetterlingszahlen sind hoch; die Tage beginnen sich allmählich zu verkürzen. 

Ritualideen:

  • Brot oder Gebäck aus frisch geerntetem Korn backen: Symbol für die Arbeit und Gabe der Erde.
  • Dankes-Tisch: Früchte, Getreide, Kräuter präsentieren als Opfergabe oder Geschenk an die Natur.
  • Reflexion: Welche Saat habe ich gesät und welche Früchte ernte ich? Auch metaphorisch.

(Kirchlicher Bezug: In christlicher Tradition gibt es Erntedankfeste, z. B. Erntedankfest, meist im Oktober – hier steht Lughnasadh früher im Jahr und verbindet mehr mit dem Sommerende und dem Dank für die kommende Ernte.)

 

7. Mabon / Herbst-Tag- und Nachtgleiche (ca. 22.9.)

Datum & Bedeutung: Tag und Nacht sind gleich lang – Übergang vom hellen Sommer ins dunklere Halbjahr. Gleichgewicht besteht nun zwischen Licht und Schatten. 

Laub verfärbt sich (Ahorn, Buche), Pilze erscheinen, Eichhörnchen sammeln Vorrat, Zugvögel versammeln sich und bereiten sich vor.

Ritualideen:

  • Spaziergang im bunt gefärbten Wald, bewusst das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkel wahrnehmen.
  • Ernte teilen: Kürbis, Äpfel, Nüsse – ein Mahl in Gemeinschaft oder als Gabe an die Natur.
  • Reflexion: Was möchte ich loslassen als im Dunkel zunehmen wird? Was will ich bewahren?

(Kirchlicher Bezug: In vielen Regionen wird zur Herbstzeit das Erntedankfest gefeiert – ähnlich thematisch, aber häufig in kirchlicher Ausrichtung.)

 

8. Samhain (11. Neumond nach Jul)

Datum & Bedeutung: Der Übergang in die dunkle Hälfte des Jahres – Loslassen, Ahnenarbeit, Rückzug. 

Die Natur zieht sich zurück: Laub fällt, die Tiere bereiten Winterruhe vor, Pilze und Moos dominieren. Stille wird stärker spürbar.

Ritualideen:

  • Ahnen- und Erinnerungsfeier: Kerze für Verstorbene, Geschichten teilen.
  • Aufnahme der Dunkelzeit: Meditation im Dämmerlicht oder mit wenig Licht; bewusstes Hineingehen in Stille.
  • Loslass-Ritual: Zettel mit Altem verbrennen oder unter Erde beerdigen.

(Kirchlicher Bezug: In christlicher Tradition liegt nahe dieser Zeit Allerheiligen und Allerseelen – Themen: Erinnerung an Verstorbene, Übergänge. In der neuheidnischen Perspektive wird die Natur-Atmosphäre stärker betont.)

Das Jahresrad zeigt uns: Kein Ende ist final – jeder Zyklus führt weiter, jeder Höhepunkt wandelt sich. Die Natur lädt uns ein, bewusst mitzugehen, mitzufließen und mitzufühlen. 

In den weiteren Monaten lade ich dich ein, die acht Jahreskreisfeste besser kennenzulernen und zeige dir, welche Rituale, Ursprünge und Geschichten es dazu zu erzählen gibt. 

 

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