Räuchergrundmischung für die Rauhnächte

Durch meine liebe Freundin Lissy kam ich dazu, mir ein sogenanntes Grundrezept für die Rauhnächte auszudenken. Im Grunde bat sie mich für ein ganz besonderes Projekt und ich fand die Idee dahinter einfach wunderbar! Man hat also eine einzige Räuchermischung für alle 12 Rauhnächte. Aber damit ist es nicht getan! Für jede Rauhnacht gibt es eine einzige Zutat zusätzlich, um die jeweilige Rauhnacht zu einer besonderen Nacht zu machen. Und hier zeige ich dir das Rezept zum Nachmachen für Daheim: 

Grundmischung ausreichend für 12 Nächte:

  • 12g Beifuß
  • 12g heimischer Salbei 
  • 12g Fichten- oder Tannenharz
  • 12g Myrrhe

Die Grundmischung steht – nur ganz knapp erklärt – für Schutz, Reinigung, Geborgenheit und Tiefe. 

Die Zutaten für die jeweiligen 12 Rauchnächte:

  • 1g Wacholderbeere (1. Nacht)
  • 1g Benzoe Siam (2. Nacht)
  • 1g Styrax (3. Nacht)
  • 1g Traumkraut (4. Nacht)
  • 1g Mädesüß (5. Nacht)
  • 1g Wermutkraut (6. Nacht)
  • 1g Palo Santo (7. Nacht)
  • 1g Tonka Bohne (8. Nacht)
  • 1g Mastix (9. Nacht)
  • 1g Sandelholz (10.Nacht)
  • 1g Weihrauch (11. Nacht)
  • 1g Johanniskraut (12. Nacht)

Aber ab wann beginnen die Rauhnächte eigentlich? 

Es gibt zwei Haupttraditionen:

Die klassische volkskundliche Zählung (25. Dezember – 6. Januar)

Diese Variante ist im christlich geprägten Volksglauben Mitteleuropas am weitesten verbreitet.

  • Beginn: Nacht vom 24. auf den 25. Dezember (Heiliger Abend)
  • Ende: Nacht vom 5. auf den 6. Januar (Heilige Drei Könige)

Diese Zählung beruht auf der „Zeit zwischen den Jahren“, also der Differenz zwischen dem alten Mondjahr (354 Tage) und dem Sonnenjahr (365 Tage). Die „fehlenden“ elf Tage (bzw. zwölf Nächte) galten als außerhalb der Zeit — eine Schwelle, in der die Grenzen zwischen Welten, Träumen und Ahnen besonders dünn sind.

Die altgermanische oder heidnische Zählung (21. Dezember – 2. Januar)

Diese Tradition folgt dem Julfest, oder auch der Wintersonnenwende und stammt aus vorchristlichen, nordischen Bräuchen.

  • Beginn: Nacht vom 21. auf den 22. Dezember (Wintersonnenwende)
  • Ende: Nacht vom 1. auf den 2. Januar

Hier beginnt die erste Rauhnacht mit dem Wendepunkt der Sonne – dem Sieg des Lichts über die Dunkelheit. Diese Variante wird besonders im heidnisch-germanischen und naturspirituellen Kontext gepflegt, etwa im Brauchtum rund um Frau Holle, Percht, Wotan und die Wilde Jagd.

Seltener: Mischformen

Manche beginnen am 21.12. (Yule) und feiern die „große 13. Nacht“ in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar – als Abschluss und Segnung. Andere beginnen erst am 25.12., enden dafür am 6.1. Beides ist richtig – entscheidend ist die Intention und die innere Struktur deiner Rituale.

Ursprung und Bedeutung

Die Rauhnächte entstammen einer Verschmelzung von altgermanischen, keltischen und später christlichen Traditionen.

  • Keltisch: Zeit „außerhalb der Ordnung“ – Tore zu den Anderswelten stehen offen.
  • Germanisch: Wotans Wilde Jagd zieht übers Land – alte Geister werden vertrieben, Haus und Seele gereinigt.
  • Christlich: Zwölf Nächte zwischen Geburt Christi und Erscheinung des Herrn (Epiphanias).

Diese Zeit galt als heilig und gefährlich zugleich – eine Schwelle zwischen den Welten, in der man orakelte, räucherte, träumte, und das kommende Jahr erspürte. Man kann also die Rauhnächte ab dem 21.12. beginnen, aber auch ab Heiligabend, dem 24. oder erst ab dem 1. Weihnachtstag, am 25. Dezember. Es gibt da kein Falsch oder Richtig, es muss sich für dich einfach gut anfühlen. 

Die Bedeutungen der einzelnen Nächte

Die Nächte haben alle ihre eigene und tiefe Bedeutung. Die Rituale kann man ganz für sich zelebrieren und auch immer wieder neu für sich kreieren – so wie es sich am besten anfühlt. Um dir einen kleinen Rahmen zu geben, wie man es feiern kann, werde ich dir zu jeder Nacht etwas erzählen. 

1. Rauhnacht (Sie steht für den Januar – Altes abschliessen):

Ich mische aus dem Mörser gestoßene Wacholderbeeren mit in die Grundmischung und räuchere es auf einem Stövchen. Salz wird auf Fensterbank und Türschwelle gestreut. Später, am Feuer im Garten, verbrennen wir kleine Zettel, auf denen wir an diesem Abend darüber nachdenken und aufschreiben, was wir Altes abschließen, von dem wir Abschied nehmen und Kapitel unseres Lebens dem Feuer übergeben um loszulassen.

2. Rauhnacht: (Sie steht für den Februar – „still werden“):

Ich räuchere die Grundmischung mit dem Benzoe Siam. Man kann diesen Abend in Ruhe verbringen, mal ohne Radio, Smartphone oder Fernsehen. Da es mit Kindern vielleicht nicht immer in absoluter Stille machbar ist, kann man zusammen malen oder basteln. Man kann aktiv gemeinsam etwas finden, was sich ohne große Lautstärke für alle stimmig anfühlt. „Still werden“ ist in der heutigen Zeit wohl auch ein guter Aspekt, die vielen Geräte der multimedialen Welt einfach mal auszuschalten.

3. Rauhnacht (Sie steht für den März – „sich öffnen“):

Die Grundmischung wird in dieser Nacht mit Styrax ergänzt. Man widmen diese Räucherung den Ahnen und öffnen uns und unser Heim für ihren Besuch. Eine brennende Kerze kann man ins Fenster stellen, damit sie zu uns finden.

4. Rauhnacht (Sie steht für den April – „seiner inneren Weisheit vertrauen“):

Das Traumkraut wird zusammen mit der Grundmischung geräuchert. Man räuchert in dieser Nacht oft mit Traumkraut, um Antworten auf bestimmte weltliche Fragen zu erlangen, die einem im schlafähnlichen Zustand durch die Räucherung bewusst werden können.

5. Rauhnacht (Sie steht für den Mai – „den Körper heiligen“):

Mädesüß wird zur Grundmischung ergänzt und geräuchert. Mädesüß wirkt stimmungsaufhellend und spendet Lebensfreude. Wir sollten uns bewusst über unseren Körper freuen, dass er gesund und genährt ist. Wir sollten ihn gut behandeln, denn darin wohnt unsere Seele, unser Geist.

6. Rauhnacht (Sie steht für den Juni – „Gefühle umarmen“):

Wermutkraut und die Grundmischung füllen den Raum. Wermutkraut und auch der enthaltene Beifuß wirken als starker Schutz und öffnen das Bewusstsein für Gefühle, ob Liebe oder Trauer. Nur durch das annehmen aller Gefühle und das bewusste durchlaufen dieser können wir sie auch be- und verarbeiten.

7. Rauhnacht (Sie steht für den Juli – „Herzensziele entdecken“):

Wir räuchern mit Palo Santo mit der Grundmischung. Wir gehen in uns und gedenken unserer Ziele, die wir für das neue Jahr anstreben. Palo Santo vertreibt die bösen Energien und sorgt für große Heilung, während die Grundmischung für Schutz und Tiefe bleibt.

8. Rauhnacht (Sie steht für den August – „Entscheidungen treffen“):

Es wird eine Tonkabohne gemörsert und mit der Grundmischung zusammen auf einem Stövchen geräuchert. Wir nutzen die Nacht, um für uns wichtige Entscheidungen zu treffen, wägen ab und festigen unseren Entschluss. Die Tonkabohne sorgt dabei für Harmonie und Seelenheil, sie wirkt ausgleichend, so können wir in unserer Entscheidung zwischen allen Optionen sicher sein.

9. Rauhnacht (Sie steht für den September – „Verzeihen, versöhnen und Frieden schließen“):

Mastix* erfüllt zusammen mit der Grundmischung den Raum. Man sollte mit allem Laster der Vergangenheit abschließen, also vergeben können und auch mit sich und dem Vergangenem Frieden schließen. Nur so ist es möglich, weiter zu kommen.  Es sollte nur bei offenem Fenster geräuchert werden!

10. Rauhnacht (Sie steht für den Oktober – „Achtsam werden“):

Wir räuchern die Grundmischung gemeinsam mit Sandelholz und Gefühle werden gelöst. Der Geist wird beruhigt und wir befreien uns von Wut, Anspannung und Nervosität. Wir sollten nun besser in uns hinein fühlen und auf unser ‚Bauchgefühl‘ hören.

11. Rauhnacht (Sie steht für den November – „Dankbar sein“):

Wir räuchern mit etwas Weihrauch* zur Grundmischung. Es sorgt für seelische Ausgeglichenheit und Entspannung. Wir sollten mit dem Gedanken schlafen gehen, für was wir alles so dankbar sein sollten. Ob nun für weltliche Besitz, Gesundheit, Familie und Freunde, finanzielle Absicherung oder liebe Kolleginnen und Kollegen. Einfach mal nicht jammern, sondern froh und dankbar sein ist das Ziel.

12. Rauhnacht (Sie steht für den Dezember – „zum Licht erwachen“):

Die Grundmischung mit Johanniskraut als Räucherung hilft uns, den Kontakt zu den Göttern und der Anderswelt herzustellen. Wir gehen gestärkt von innen neue Wege und lösen mit gestärkter Intuition die aufkommenden Probleme.

* Bei Räucherungen mit Harz legen wir zwischen Räucherwerk und Siebchen ein Stück Alufolie, um das verkleben des Harzes auf dem Siebchen zu vermeiden. Alternativ kann man auch direkt auf der Kohle räuchern, nicht jedoch ins Feuer werfen – so verbrennt nur alles sofort. 

***

Ein kleines weiteres Ritual zu den Rauhnächten: 

Schreibe dir 13 Wünsche auf kleine Zettelchen, rolle sie ein und binde einen Baumwollfaden herum. Zu jeder Nacht nimmst du eines dieser Wünsche-Röllchen und verbrennst es ungelesen und ungeöffnet. Dein Wunsch wird vielleicht erfüllt. Doch den 13. Wunsch, den hebst du auf! Diesen öffnest du nach den Rauhnächten und liest ihn. Und dann versuchst du im neuen Jahr dir diesen selber zu erfüllen. 

 

Ich wünsche dir und all deinen Lieben eine wundervolle und magische stade Zeit zwischen den Jahren. 

 


Möchtest du weitere Infos zu einzelnen Mischungen, kannst du gerne an einem meiner Workshops teilnehmen. 

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